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Eine ganz alte Liebesbeziehung – Medien und Terrorismus

Es ist wirklich erfreulich, mit welcher Ernsthaftigkeit in diesen Tagen darüber diskutiert wird, dass es zwischen Terrorismus und Medien gewisse Interdependenzen gibt, die von letzteren ein erhöhtes Maß an Verantwortungsbewusstsein fordern.  Wir lehnen uns hier gemütlich zurück und freuen uns, dass unsere Betrachtungen  von anno dunnemals bei Alphas & Co zumindest partiell angekommen sind… Endlich! Genug gerödelt hatten wird hier ja schon! Nun wäre es noch schön, wenn “die Meute” sich – wie wir - sämtlicher Aspekte des Phänomens widmen würde! Pam 

Ein schönes Stück Analyse

So gut informiert und reflektiert sollte Journalismus immer sein: http://articles.latimes.com/2010/aug/20/world/la-fg-china-modesty-20100820/2 

Da scheint es Anzeichen zu geben, dass das regierungsamtliche China sich vom Totschlagargument des  “China-Bashing” gegen die freie Presse verabschiedet – während hierzulande noch jüngst in Buchform die gesammelten Vorurteile gegen die China-Berichterstattung als wissenschaftliche Erkenntnis verbraten wurden. Ich hoffe, ich finde bald einmal die Zeit, die Liste sachlicher Fehler in dieser “Studie” zusammen zu schreiben. Mark Siemons hat sich mit den intellektuellen Unzulänglichkeiten der Heberer-kontaminierten Fleißarbeit hier beschäftigt. Die ideologischen Scheukappen hat man ja bei der Böll-Stiftung auch schon erkannt – wenn auch etwas spät. Man hätte schon bei der Beauftagung merken müssen, dass man den Bock zum Gärtner machte, als man den Ober-Kampagnero mit der Konzeption der Studie betraute. Da wurde wohl erst das Ergebnis fixiert und dann (haha!) empirisch selektiert. Ich liebe diese Art der Objektivierung!  Demnächst mehr! Pam       

Waffenlehre

Der Perlentaucher hat bereits auf einige gefälschte Fotos von dem umstrittenen israelischen Militäreinsatz gegen die eigentümlich wehrhaften Friedensaktivisten hingewiesen, die hier zu betrachten sind. Ich empfehle, auch die Texte dazu zu lesen.

Wie durch manipulative Moderation die Interpretation von Original-Fotos in eine bestimmte Richtung gelenkt werden kann, ist hier gut zu sehen. Die Sendung hatte den hübsch doppeldeutigen und so gar nicht wertenden Titel “Ist Israel noch zu retten?” Die entscheidende Passage beginnt bei 4:16 und endet bei 5:30.

Das Transskript:  

Leo Busch: “Zeig doch mal eben, was man im Netz sieht darüber, was da passiert ist.”

N.N.: “Genau. Das sind Bilder des israelischen Militärs, kurz nach dem Angriff bei Youtube eingestellt. Und da sehen wir, wie die Propagandamaschine schon anläuft. Hier, wie ja jetzt auch schon dargestellt, werden hier die Soldaten als Opfer dargestellt, der massiven Gewalt dieser Aktivisten auf den Schiffen. Schauen wir also, was dazu die Aktivisten und auch die Reporter sagen, die vor Ort waren. Sie meinen, diese Aktivisten waren friedlich. Sie haben nur Friedensmaterial, wie hier zu sehen, transportiert. [Gezeigt werden Spielzeug, Medikamente, Rollstühle] Aufgenommen von einem Al Jazeera-Reporter, der mit auf dem Schiff war. Dagegen setzt wieder an – also wir sehen hier den Kampf um die Deutungshoheit im Netz – setzt die israelische Armee diese Bilder. Die hat gesagt: “Da waren Waffen an Bord”, und kann uns nur diese Bilder liefern von Eisenstangen, von Steinschleudern, von Messern. Also nichts zu sehen  von den angeblichen Schusswaffen, von den Granaten, die auf diesen Schiffen mitgeführt worden sein sollen.”

Die kleinen Tatsachenverdrehungen nicht entdeckt? Hier ein paar Denkanstöße:

Genau hinschauen. Da waren nicht nur Eisenstangen, Steinschleudern und Messer fotografisch dokumentiert, sondern Behältnisse mit Steinen als Munition für die Steinschleudern, haufenweise Baseball-Schläger und ein Molotow-Cocktail. Und das wurde damit gemacht: 

http://www.youtube.com/watch?v=le8y37abCIo&feature=watch_response

watch?v=7Hu5UfW3rA8&feature=related

watch?v=P6jDIQr59Sk&feature=related

Die Messer, die auf Seiten der Friedensaktivisten bevorzugt zum Einsatz kamen, sind Kampfmesser. Dass an Bord der Mavi Marmara “Friedensaktivisten” die Soldaten in einen Nahkampf verwickelt haben, wird in der Sendung nicht einmal erwähnt. Stattdessen wird so getan, als behaupte die israelische Armee, die gezeigten Waffen seien jene Waffen (Granaten und Schusswaffen), die an Bord vermutet wurden und wegen deren vermuteten Vorhandensein die Schiffe kontrolliert werden sollten. Es war ja längst zugesagt, dass nach diesen Kontrollen die Hilfsgüter hätten weiter transportiert werden können. Auch das wurde in der Sendung nicht erwähnt.

Auch das hier nicht: Schon kurz nach dem Attentat von München veröffentlichte Brians Jenkins eine Studie, die den Zusammenhang zwischen Terrorakten und Medienwirkung herstellt. Dazu habe ich vor Jahren etwas geschrieben: hier, Abschnitt “Terrorismus ist ein Theater”. Die “Friedensaktionen” sollten unbedingt auch unter diesem Aspekt betrachtet werden.

Und auch hierüber sollte man noch einmal genau nachdenken: An Bord der Mavi Marmara hat kein Gemetzel der israelischen Armee an Unbewaffneten stattgefunden, sondern möglicherweise in besonders ausgeklügelter Weise ein Kampf in einer Konstellation der Gegner, die Herfried Münkler als “asymmetrische Kriegführung” einordnet. Dass mit den Steinschleudern und Baseballschlägern palästinensische Kinder beglückt werden sollten, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Und auf das Bauen von Molotow-Cocktails muss man auch erst mal kommen… Es waren also Leute an Bord des Schiffs, die auf einen Kampf vorbereitet waren – hätte man zumindest einmal andenken können. Stattdessen darf ein als Augenzeuge befragter ehemaliger Abgeordneter, der sich längst gegen Israel positioniert hat, davon schwadronieren, dass er (zwar nichts gesehen, weil unter Deck, aber) israelische Splittergranaten gehört habe(n will). Waren’s vielleicht doch berstende Molotow-Cocktails? Und dann noch der Einspieler von Mankells Pressekonferenz. Der war auf einem ganz anderen Schiff und kommt als unabhängiger Beobachter sowieso schon seit längerem nicht mehr wirklich in Betracht. Das scheint bei ntv aber niemand problematisch zu finden…

Wie das israelische Militär so blöd sein konnte, in eine solche (sowohl PR- als auch militärische) Falle zu tappen, ist dann die nächste Frage. Bisher traute ich nur der holländischen Armee (früherer Jahre) solche Paddelfüßigkeit zu. Haben die treudoof angenommen, dass da lauter kleine Mahatmas an Bord in Sitzstreik gehen würden? Dass Avi Primor wohl das zum Ausdruck bringen wollte, als er davon sprach, dass die Geheimdienste versagt haben, ignorierte Leo Busch in der ganzen Pracht ihrer vorgefertigten Meinung. Pam

Und hier die Ergänzung: FAZ vom 14.6.10

Linksruck vergeblich gesucht

Ui, wo ist denn das geblieben? Da will ich mir endlich in Ruhe Alexander Görlachs erstaunliche Entdeckung “Linksruck bei Cicero” durchlesen und: nix zu finden beim THE EUROPEAN? Die überall zu findenden Links auf den Artikel landen auf der Startseite. Da findet sich nur noch eine Rubrik, die den Text als meistgelesenen ausweist. Auch der Link führt zur Startseite zurück.

Hallo? Kein Hinweis, was passiert ist. Zensiert???? Na, im Cache fand sich das Stück dann ;-) Seltsames Teil! Ich blicke tief und tiefer! Wer da wohl als Einflüsterer unterwegs war? Warum eigentlich werden die ehrbaren Bedenkenträger nicht mit Namen genannt? Von der Ringier-internen Grundsatz-Diskussion um die Ausrichtung des Magazins hat schon vor ewig und drei Tagen Ulrike Simon im Tagesspiegel berichtet.

Interessant, dass Naumann auf die doch eher etwas unausgegoren vorgetragene Provokation Görlachs überhaupt reagiert. Sollte da nicht gelten “was stört es eine deutsche Eiche, wenn sich ein Wildschwein an ihr schubbert”?  Ich kann mir das nur damit erklären, dass diese skurrilen 70er Jahre-Reflexe auf (vermeintliche) gegnerische politische und gesellschaftliche Lager, die bisher die intellektuelle Ausrichtung des Magazins prägten, weiter gepäppelt werden. Ich persönlich finde das krawallig. Aber gut 40.000 Käufer des Magazins goutieren diese Art der Reflexzonenmassage ja bereits.

Wie stark die Reaktion Naumanns war, kann ich gerade hier und jetzt so im Nachtgewand und ohne seine Telefonnummer in meiner Funktion als kompromissloser Pyjamaheddin nur mutmaßen. Er könnte durchaus – eine zu seiner Eleganz passende Lösung – ein paar Hacker losgeschickt haben, die mal eben THE EUROPEAN rasieren. Oder er wählte die herrschaftliche, aber uncharmante Variante zum Xen fremden Gedankenguts: juristische Kompressen.

Görlach hatte sich wohl noch weiter gegen Naumann entfaltet. Es fehlt ein weiterer Text. “Schlagabtausch um Cicero”. Google News listet mir aktuell zu “Alexander Görlach”:

 

Doch auch den Text suchte ich vergebens auf der Seite des EUROPEAN. Schon interessant, diese neuen PR-Methoden. Ein Suchspiel? Im Cache fand ich das auch nicht. Heul. Jetzt bin ich richtig gespannt, was morgen die Kollegen zu vermelden haben! Ob THE EUROPEAN “in eigener Sache” den neugierigen Leser aufklärt? Oder befreundete Organe? Oder eher feindliche? Wir basteln uns bald auch mal wieder einen Zankapfel! Wenn wir mal nicht so total müde sind und lieber schlafen gehen.  Pam

Oh, die Leute von Meedia würdigen das Ding schlappe 24 Stunden nach dem Akt der vorläufigen Selbstzensur mit einem Sonder”news”letter als “Topstory”. Gähn: die Anwälte sprechen. Ein Unterlassungsbegehren – das gleich den ganzen Artikel betrifft? Und die Leserkommentare dazu? War diese vorläufige Radikalmaßnahme notwendig? Oder eine hysterische Ãœberreaktion? Startet THE EUROPEAN jetzt auch eine Spendenaktion zur Finanzierung der Anwaltskosten (wie Bildblog das macht)? Und haben nicht die Leser ein Recht, die Zensurmaßmahme am Ort des ursprünglichen Erscheinens erklärt zu bekommen? Man könnte ja auch mal anders fragen…

Aber lustig wär schon, wenn demnächst die Anwälte den Vergleich twittern “Och, kann der Michael dem Alex verzeihn? Der wollt doch nur spieln. Echt!” und Naumann zurück twittert “Schämt der sich echt?”.  THE EUROPEAN twittert dann vielleicht (jugendlich frisch): “Richtig doll! Echt” und Cicero (schon väterlicher): “is das Portrait aus dem New York Mag von 97 schon online?”  The European (selbstsicherer werdend, aber noch defensiv) “Jepp. Und das Foto mit dem konservativen Outfit.” Cicero (weich): “Geht doch. Denn wolln wer mal nich mehr so sein. Michi verzeiht.” The European (strahlt vor Erleichterung) “Supi”.  Das geht noch stundenlang so weiter und endet mit der Aufforderung zur Nennung der Gehaltsvorstellung. Vielleicht gar Adoption? Ãœbrigens, wers nicht gemerkt hat: Twitter ist völlig ungeeignet für die authentische Abbildung der Metaebenen. Tsetsetse! Das könnte alles schief gehen, wenn z.B. THE EUROPEAN an der Stelle “weich” mangels tatsächlicher Ãœbermittlung der entsprechenden Gefühlslage “überheblich” in die Nachricht interpretiert - und trotzig wird! Weil, es geht ja um die gleiche Augenhöhe ;-)

Ey, macht das Spaß, zu mutmaßen.

Paradigmenwechsel

Heute mal eine Streicheleinheit für die Kulturpessimisten unter uns. Wer immer schon der Ansicht war, das Internet fördere weniger den freien Fluss der Informationen als vielmehr Mutationen ehemaliger Fakten zu Märchen, wird sich über diesen Screenshot freuen. Dank an Andrew Nachison und Dale Peskin von wemedia.com

Na, Fehler gefunden? Wer nicht lange suchen will: Hier entlang

Roland Koch klärt die Lage

Aus geheimen Quellen hat epd medien in Sachen Staatspresse (oder wie das Ding heíßen soll) ein hoch brisantes Schreiben erhalten. Lesens- und bedenkenswert! http://www.epd.de/medien/medien_index_70451.html

Brisanter Hirtenbrief des Dudely Lama zum Medienkonsum

 

Justus Pamperrien, seit August 2007  ordinierter Priester der Church of the Latter-Day Dude, bat mich, den beigefügten Hirtenbrief des Dudely Lama zu veröffentlichen, der heute an alle Priester des Dudeismus ging. Ein bisschen PR für die am langsamsten wachsende Religion der Welt darf schon sein. Wo doch letzte Woche sogar deutsche Medien entdeckten, dass es in Amiland eine neue Religion gibt!

 

“Hi Dudes,
This is just a note to let all our ordained Dudeist Priests know about some recent developments at Dudeism (The Church of the Latter-Day Dude).

First off, Dudeism was featured prominently in a funny Volkswagen ad campaign. You can read about it and watch the video here:
http://www.guardian.co.uk/media/2009/aug/12/volkswagen-dudeism-the-big-lebowski

We’ve also launched our first holy book: The Tao Dude Ching. It’s a reworked version of the Tao Te Ching (the holy book of Taoism) using dialogue and story elements from The Big Lebowski.
You can read it here for free: http://www.dudeism.com/tao

If any of you are interested in appearing as a Dudeist Priest on TV, in a magazine article, or in an upcoming documentary, check out this article at the Dudespaper:
http://dudespaper.com/your-fifteen-marmots-of-fame.html/

That’s it for now! But a there’s a lot more new developments coming up soon.

Also, if you haven’t checked out the Dudespaper (http://dudespaper.com) in a while, please do. There have been a lot of great contributions from die-hard Dudeists all over the world.

Take er easy,
Oliver Benjamin
The Dudely Lama of Dudeism”

* Brisant ist der Hirtenbrief natürlich nicht. Brisanz oder Provokation entsprächen auch so garnicht dem Wesen des Dudeismus. Aber guckt sonst jemand von den Ungläubigen hin??? Pam

Ich bin doch nicht Dein Horst!

Das ist fast zu schön, um wahr zu sein! Selten so gelacht!

Horst, Klaus, Dieter, Heinz…  “Allerwelt” assoziiert “Bundespräsident” – wenn das nicht wahrhaft demokratisch ist!

Die andere Variante lässt auf gewisse Lücken im Allgemeinwissen schließen. Leider ist deren Verallgemeinerung zum Allerweltsphänomen auch keineswegs abwegig.

Gehen Sie zurück auf Null

Was ist denn das? Netzpopulismus.org? Eine Erfindung der deutschen Verleger sind die Regeln für die Beschränkung der ÖRen Aktivitäten im Internet nun wirklich nicht. Wäre ja schön, wenn die Verleger (Ausnahmen sind die Regel) sich selbst etwas einfallen ließen! Wenn ich mich recht erinnere, wurden die Regelungen zur sogenannten Selbstbeschränkung (7-Tage-Regel/Public Value Test) von der Ofcom in Sachen BBC verabschiedet – zurückgehend auf einen bereits 2003 formulierten Regelungsbedarf. Hier ein aktueller Text dazu aus Politik und Zeitgeschichte. Hier ein älterer Hintergrund. Und kam nicht in der mit so großem Engagement geführten Diskussion um den 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag im vergangenen Jahr bereits etwas zu kurz, dass die EU nach einem nur ausgesetzten Beihilfeverfahren gewisse Forderungen gestellt hatte?

Soll das Thema das Sommerloch füllen? Dann sollte zumindest weiterführend (Anregungen auch hier) argumentiert werden. Oder gleich mal Nägel mit Köpfen machen und verbieten lassen, dass die EU sich in die inneren Angelegenheiten des Internet einmischt. Vielleicht kann man mit ebay kooperieren und über deren Verteiler Unterschriften sammeln. ;-) pam

Google ist doof

 Om 24. Morz ost boi Googlo Wolttoborkolosotog. Schon gotostot?

  

 

Noch führt das Googeln zum richtigen Ergebnis. Aber was passiert, wenn die Mehrheit aller Quellen die falsche Schreibweise enthält? Fragt Google dann zum Suchbegriff “Tuberkulose” “Meinten Sie Tuberkolose?”

Wie die ZEIT den Dalai Lama desavouiert

Man beachte allein den Link. Da hat sich einer der Jungs von Zeit online richtig Mühe gegeben, dem unpersönlichen Zahlensalat üblicher Artikel-Bezeichnungen mit einem subversiven politischen Statement zu begegnen. Das also hält man bei Zeit online vom Dalai Lama:

http://www.zeit.de/2009/11/DOS-Lamahausen

Wer nicht gleich drauf kommt: das assoziiert natürlich Entenhausen – und bietet damit wirklich kongenial die Kurzfassung dessen, was unser Freund Frank Sieren – der sich schon zuvor durch exzessiv ausgelebte dichterische Freiheit hervor getan hat – mit dem endlos langen Riemen vermitteln wollte, der mit diesem Link erreicht wird. Vielleicht wollte sich der Bearbeiter (ist das der, der sonst den ganzen Tag damit beschäftigt ist, die ZEIT online-Texte durch orgiastisches Suchmaschinen-Optimieren in den Suchergebnissen nach oben zu schummeln?) beim berühmten Autor auch bloß einschleimen, weil er den Kokolores glaubt? Diesen Sieren-Erguss traut sich die ZEIT, dem seit Monaten von chinesischer Propaganda okkupierten Leserforum zu präsentieren. Die Internet-Kolonne ließ nicht lange bitten. “Zwietracht im Exil” also. “Der Dalai-Lama-Clan: Einblicke in eine verunsicherte Gefolgschaft”. “Einblicke in die Arbeitsweise eines Bestsellerautors” träfe es besser.

Aber der Reihe nach. “Zwietracht”. Die Ãœberschrift legt nahe, dass die Gefolgschaft des Dalai Lama bröckelt. Beweisen können die von Sieren zusammengetragegen Äußerungen aus dem Umfeld des Dalai Lama diese These jedoch nur, wenn zuvor festgelegt wurde, dass in diesem besonderen Fall die Aussagen von zwei, drei Leuten repräsentativ für die gesamte Gefolgschaft sind. Weltweit haben gerade Zehntausende demonstriert. Unser wackerer Reisender hat aber nur mit drei Leuten gesprochen, die dem näheren Umfeld des obersten Tibeters zuzurechnen sind, dazu drei weiteren. Keiner befindet sich in Opposition zum Dalai Lama oder fordert gar seine Abdankung. Die Befragten äußern nur zu bestimmten Aspekten seiner Politik andere Ansichten. Es herrschen offenbar milde Zweifel an der auf Ausgleich ausgerichteten Politik des Dalai Lama. Die paar People, die Sieren zitiert, wünschen die völlige Unabhängigkeit Tibets und sind auch in Fragen der Gewaltlosigkeit aufgeschlossener – wenn man das mal so sagen darf angesichts der lästerlichen Haltung  der ZEIT gegenüber dem Pazisfismus des Dalai Lama. Auch diese unterschiedlichen Auffassungen sind keinesfalls neu. Also: Nein. Falls es tatsächlich Zwietracht unter der Gefolgschaft gibt, legt Sieren dafür keine Beweise vor. Es gibt nur – man höre und staune – Tibeter, die eine eigene Meinung haben und sie frei äußern. Und was war noch mal unvoreingenommene Berichterstattung?

In der Beschreibung des Wohnorts nahe der Grenze zu Tibet wird dann deutlich, warum das indische Exil als “Lamahausen” abqualifiziert werden muss. Tibet-Duselei, Esoterik-Freaks, Hollywood-Heilige – Sieren ist ein Meister der Insinuation. Der Autor garniert das durch selektive Wahrnehmung und blanke Vorurteile. O-Ton: “Im Dorf geht die Angst um, die Exilbewegung könnte in Vergessenheit geraten. Die Welt hat in diesem Jahr andere Sorgen, nicht nur den Klimawandel scheint sie vergessen zu haben. In Zeiten der Weltwirtschaftskrise haben es Minderheiten nicht leicht.”  Verdrängt, dass ein chinesischer Dissident im vergangenen Jahr den Sacharov-Preis des Europäischen Parlaments bekam und das als deutliches Zeichen verstanden wurde, da zuvor gemunkelt wurde, dass der Friedensnobelpreis wegen des Drucks aus China nicht an einen chinesischen Dissidenten ging? Vergessen, dass der Dalai Lama vom Europäischen Parlament empfangen wurde? Nicht mitgekriegt, dass seit Wochen - von den deutsch-sprachigen in schweizer und österreichischen Medien besonders - zahlreiche Artikel auf den Jahrestag in Tibet einstimmen? Was war noch mal ausgewogene Berichterstattung?

Und dann die Beobachtungen der Menschen vor Ort. Comic-Figuren. O-Ton: “In Gassen flanieren Esoteriktouristen aus Europa [Was ist das? Und woran erkennt man die?], tibetische Mönche in roten Gewändern mischen sich darunter [sind die nicht vielleicht einfach da, weil sie dort leben?], geschäftstüchtige Inder, Händler aus Kaschmir [nur platt Exoten-besoffen oder bisschen rassistisch?]. Junge Tibeter mit modisch ins Gesicht geföhnten Haaren umgarnen Touristinnen aus dem Westen. [Prostitution? Hat der Dalai Lama seinen Haufen nicht im Griff?] Sie tragen T-Shirts mit der Aufschrift “Never give up”.” [Unwürdige, kulturlose Abkömmlinge von Vertriebenen streben in die Kalte Heimat? Oder wollen sie sich von den Touristinnen nicht abblitzen lassen?] Das Fazit der schonunglos offenen Schilderung des Verfalls von Sitten und Gebräuchen muss man selber ziehen. Was will der Autor nun eigentlich wirklich sagen? Dass die verwahrlosten Abkömmlinge der Exilanten nicht mehr in der Tradition der Kultur des alten Tibet stehen und daher im neuen nix zu suchen haben? Was war noch mal vorurteilsfreie Berichterstattung? 

Dieser Artikel zieht sich ellenlang. Offenbar unredigiert, voller Gedankensprünge, naiver Betrachtungen, leerer Phrasen und Schwachsinn wie ‘Schwester Ursula war sehr streng’. “Wir haben deutsche Disziplin von ihr gelernt. … Auch ein wenig Deutsch lernte K., Vokabeln, die sie gut gebrauchen konnte, als Ursula Alzheimer bekam und den Dalai Lama mit Richard Gere verwechselte.” Die Vokabeln will man doch wissen! Vielleicht kann man sie brauchen, wenn mal wieder irgendein ZEIT-Fuzzi irgendeinen Bestsellerautor für einen Experten hält. Richard Gere möge mir verzeihen. pam

Papst Benedikt zu Gast bei Netzwerk Gegenrecherche

Regelmäßig wird ab sofort der Papst bei Netzwerk Gegenrecherche erscheinen. Ehrlich! Auf Traffic komm raus!

Achtung! Das ist eine Anspielung! Wer nicht drauf kommt, worauf, darf nachfragen! ) Vielleicht lassen wir uns gnädig stimmen und schicken noch den Link hinterher.

Kleiner Tipp: Der Youtube-Channel des Vatikan deckt die Informationsvermittlung der wichtigsten Aktivitäten des Heiligen Vaters Benedikt XVI. und der bedeutendsten Ereignisse des Vatikans ab. Die Aktualisierung erfolgt täglich. Die Bilder werden vom vatikanischen Fernsehzentrum (CTV) produziert, die Texte stammen von Radio Vatikan (RV) und vom CTV. Die Videonews bieten einen Ãœberblick über bedeutsame Stellungnahmen der katholischen Kirche zu wichtigen aktuellen Themen.”  

Na???

 

P.S. Der Youtube-Channel des Vatikan lohnt wirklich einige Momente der Aufmerksamkeit!


Umstrittener Branchendienst

(jph) Turi2 und der “Völkische Beobachter”.

Alpha-Journalist von Trauer in Wahnsinn getrieben

Germaniens Gossen-Goethe hat mal wieder zugeschlagen. Was Franz Josef Wagner da zusammen deliriert hat, liest sich wie eine komplett misslungene Imitation von Piet Klockes genialen gedanklichen Rösselsprüngen. Dem Alpha-Journalisten Wagner nimmt man locker ab, dass er wirklich ohne Intelligenz, Bildung und Sprachkenntnisse durchs Leben eiert. Sein Nachruf auf den österreichischen Schriftsteller Johannes Mario Simmel ist in jeder Hinsicht zum Totlachen.

Hier ein paar Kostproben:

 

Also mal ehrlich: Wer ist hier “vom Anblick her benachteiligt”, wie Gossen-Goethe so wortgewaltig formuliert? Der gepflegte, etwa 80jährige weißhaarige Herr links oder der verlebte Mann rechts? Da sitzt einer im Glashaus und schmeißt mit Steinen. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!

Was will uns der Autor eigentlich sagen? Sicher nicht das, was er sagt! “Er schrieb, wie Hunde heulen, sodass man im Innersten erbebte.” Hä? Schreiben, wie Hunde heulen? Schreiben andere, wie Pferde wiehern? Oder wie Frösche quaken? Der Gestus tendiert ins Grandiose, die Botschaft ins Nebulöse. Garantiert findet Wagner den falschen Ausdruck in seinem Text. Hinzu kommt eine völlig unlogische, auf Effekthascherei konzentrierte Anordnung von Erinnerungsfetzen, die sich wiederum einzig durch gnadenlose Vorurteile des Betrachters erklären lassen! Echter Wahnsinn! Vielleicht die ur-deutsche Variante der angelsächsischen Obituaries – statt fein-reflektierender Nachbetrachtung zur Würdigung eines Lebens: bramarbasierendes Nachgebrüll. “Als ich ihn interviewte, war er Millionär!” “Sie haben so viele Millionen mit den wenigen Buchstaben erschrieben.” Hat Simmel nicht alle Buchstaben des Alphabets verwendet? Welche nicht? Das möchte man doch wissen!

Durchaus Phantasieanregend: Wagner verfügt auch sonst über ein Wahnsinns-Arsenal an Menschenverstand und dazu noch ein Wahnsinns-Faktenwissen.

Zu einer hochsensiblen und auf unglaublich exakter Beobachtung beruhenden Bewertung des biografischen Kontextes von Simmels Biografie wie der nachfolgenden bedarf es schlechterdings umfassendster Geschichtskenntnisse und allerlängster Lebenserfahrung. Die von unserem G.-Goethe literarisch gefasste Essenz eines von Tragik umwehten Lebens liest sich so: 

Kreisch! Das mit dem Sex in Gebüsch und Co. wird nach ein paar Absätzen wiederholt. Wer hätte das gedacht von Simmel! Da hat doch ein Toter sich zu Lebzeiten mit Sex beschäftigt und offenbar unvorsichtigerweise mit der Presse darüber geredet. Tsetsetse! Wien liegt übrigens in Österreich. Und das wurde 1938 vom Reich annektiert. Da war Simmel 14! Bei welcher Gelegenheit hat nun also die Mutter dem weinenden Kinde den Mund zugehalten, wenn nicht hinter der Tür, als die Gestapo klopfte? Oder wie jetzt? Wer’s glaubt, dass der 14jährige Simmel hinter der Wohnungstür laut geheult hat, wird selig! Aber was soll der monolithische Hinweis dann? Ich kann mir übrigens bei den von Wagner genannten Stichworten “Nazis”, “Gestapo”, “Auschwitz” ohne groß zu überlegen deutlich Schlimmeres vorstellen als eine Mutter, die einem weinenden Kind den “Mund zuhält”. Und das ist ja noch nicht Alles! Der Wagner hat richtig viel geschrieben!

Aber was ist nun pietätloser: Wagners decouvrierender Erguss oder der Umstand, dass dieser Schwachsinn offenbar unredigiert den Lesern von Welt und WamS zugemutet und ihnen ein kluger Nachruf vorenthalten wurde? pam

Krisenmanagement beim DFB

(jph) Deswegen habe ich Kontakt mit dem DFB gesucht. 

Und zwar so:

Sehr geehrter Herr Dr. Koch,
sehr geehrter Herr Dr. Niersbach,
sehr geehrter Herr Stenger,

im völlig egal wo wollen wir nochmal auf das Thema DFB / Weinreich eingehen. Aus diesem Grund sende ich Ihnen nochmals meine immer noch offenen Fragen in der Sache mit der Bitte um Antwort im Laufe des Tages.

 Im Kern geht es um diese Pressemitteilung vom 14. November: http://www.dfb.de/index.php?id=500014&no_cache=1&tx_dfbnews_pi1[showUid]=16381&cHash=85635ddfa8

Herr Niersbach: Sie sagen darin, „die Grenzen der Meinungsfreiheit wurden hier eindeutig überschritten, um die Integrität des DFB-Präsidenten unverantwortlich in Frage zu stellen“.

Frage 1: Welche Bedeutung haben für Sie Gerichtsbeschlüsse? In diesem Fall gibt es derer zwei, die eindeutig sagen, dass sich Herr Weinreich innerhalb der Grenzen der Meinungsfreiheit bewegt hat. Hier haben also zwei Gerichte das eindeutige Gegenteil dessen gesagt, was Sie in der Pressemitteilung sagen.

Frage 2: Warum unterschlagen Sie in der wortreichen Pressemitteilung diese Urteile?

Frage 3: Ist das nicht eine gezielte Irreführung unvorbereiteter Leser?

Frage 4: In einem begleitenden Anschreiben an Entscheider und Multiplikatoren fordern Sie diese auf, die Pressemitteilung argumentativ zu verwerten. Was ist das anderes als eine Kampagne gegen Herrn Weinreich?

Frage 5: http://jensweinreich.de/?p=1746  Hier setzt sich Herr Weinreich mit der Mitteilung auseinander. Plausibel und nachvollziehbar werden darin Fehler ihrer Darstellung benannt. Ist das nicht Grund genug, die Mitteilung aus dem Netz zu nehmen? Stehen Sie weiterhin zu der Darstellung?

Frage 6: Herr Weinreich hat mittlerweile mehrfach klargestellt, dass das, was Herr Dr. Zwanziger als Entschuldigung verstanden hat, keine solche sein soll. Werden Sie deswegen also doch ihre Klage einreichen, wovon sie ja angeblich nur abgesehen hätten, da Sie dachten, Weinreich habe sich entschuldigt.

Frage 7: Herr Weinreich nennt Ihre Darstellung ein „Lügengebildes des DFB“. Wollen Sie dagegen vorgehen?

Beste Grüße

Antwort von Harald Stenger:

Sehr geehrter Herr Hein,
vielen Dank fuer Ihre Anfrage. Hiermit teile ich Ihnen auch im Namen von Herrn Dr. Koch und Herrn Niersbach mit, dass wir keine weiteren Stellungnahmen abgeben.

Freundliche Gruesse


Harald Stenger